Städte

Recanati
Recanati, typische “Balkonstadt” dank des herrlichen Panoramas, das hier besteht und das das bekannte Gedicht von Leopardi “Das Unendliche” inspirierte, erhebt sich auf der Spitze eines Hügels dessen gewundener Kamm fast eben ist, zwischen den Flusstälern des Potenza und des Musone.
Von hier aus kann man die Adria bewundern, über die hinaus bei klarer Sicht die Berge des ehemaligen Jugoslawien zu sehen sind. In nördlicher Richtung ist der Monte Conero gut zu erkennen und von den anderen freien Seiten der Stadt sind die Spitzen des Apennins (die Monti Sibillini, der Monte San Vicino, die Strega und der Catria) genau erkennbar.
Die Stadt zählt 21.800 Einwohner und ist als Geburtsstadt von Giacomo Leopardi und des Tenors Beniamino Gigli sowie wegen seines Reichtums an perfekt erhaltenen Denkmälern und historischen Palais weltweit bekannt. Unter anderem sind der Palazzo Leopardi, heute Museum, in dem Giacomo Leopardi 1798 zur Welt kam; der gotische Komplex von Sant’Agostino, der Torre del Borgo aus dem 13. Jhr. und der des Passero Solitario; das Kloster Santo Stefano aus dem 15. Jhr., das den Colle dell’ Infinito krönt; die Pinacoteca, mit ihrem Sitz im Palazzo Comunale und in der einige Meisterwerke von Lotto untergebracht sind; das Museo Civico Villa Colloredo Mels (drei Abteilungen: eine archäologische, eine für Moderne Kunst und schließlich ein Freiraum für vorübergehende Ausstellungen) sowie das Museum über Beniamino Gigli erwähnenswert.

Jesi
Lassen Sie sich nicht abschrecken von den häßlichen Umgehungsstraßen und den Industrieansammlungen, sobald Sie das  centro storico erreicht haben, spüren Sie sofort die kulturgetränkte Atmosphäre und den lebendigen Pulsschlag, die Jesi, eine der reizvollsten Städte in diesem Teil der Marken, auszeichnen.
Gleich wenn man ankommt trifft man auf eine der Hauptattraktionen: die enorme Stadtmauer aus dem 14. Jahrhundert, auf römischen Fundamenten errichtet, befestigt mit riesigen Stützpfeilern und uneinnehmbaren Wehrtürmen, bebaut mit Wohnhäusern. Sie umschließt das historische Zentrum, dessen Straßen und Gassen zu immer neuen Entdeckungsreisen verlocken.
Beginnen Sie Ihre Erkundungen auf der Piazza Federico II am nordöstlichen Ende der Stadt, wo sich einst das römische Forum von Aesis befand.Der Name des Platzes erinnert an Kaiser Friedrich II von Hohenstaufen, der genau hier am 26. Dezember 1194 in einem Zelt geboren wurde. Friedrich II, bekannt als stupor mundi wegen seiner weltbewegenden Taten und Forschungen auf fast allen Gebieten von Kunst und Wissenschaft, gewann das Herz der Stadt, als er sie in späteren Jahren seine ganz besondere Stadt nannte, deren Namen an den von Jesus erinnere.
Die Domfassade aus dem 18. Jahrhundert, die kräftigen Karyatiden auf dem Palazzo links von der Kirche und der Obelisk in der Mitte des Platzes geben ihm ganz klar einen spätbarocken Anstrich. Nur ein paar Schritte die via Pergolesi hinunter, und Sie sind auf der Piazza Colocci, direkt vor dem stattlichsten Gebäude von Jesi, dem Palazzo della Signoria.Dieses Musterbeispiel eines Renaissancepalastes wurde Ende des 15.
Jahrhunderts erbaut von Francesco di Giorgio Martini, dem genialen Architekten aus Siena, der besonders für seine militärischen Bauwerke bekannt ist. Der zum Sprung ansetzende Löwe über dem Eingang ist Symbol für die einstige Macht der Stadt.

Urbino
Für den Reisenden in den Marken, der auf der Suche ist nach großer italienischer Kunst und Architektur, ist und bleibt Urbino eine der wichtigsten Städte, und die reizvollen Straßen und Gassen der Stadt belohnen auch den entdeckungsfreudigen Touristen. In der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts war der windige Hügel, auf dem die Stadt liegt, Schauplatz einer der glanzvollsten Höfe Europas. Herzog Federico da Montefeltro scharte die bedeutendsten Maler, Dichter und Gelehrten seiner Zeit um sich und beherbergte sie in einem der schönsten Renaissancepaläste Italiens, ein Palast, der noch heute ein beredtes Denkmal ist für diesen Inbegriff eines Renaissancemenschen. Den schönsten ersten Blick auf die Stadt hat man, wenn man von Arezzo kommt. Dann werden Sie begrüßt von den märchenhaft schönen Zwillingstürmen des Palastes, die Urbinos unverwechselbare Silhouette bestimmen. Schon jetzt können Sie erkennen, daß der Palast von einem friedfertigen, in sich ruhenden Herrscher gebaut wurde, der es nicht nötig hatte, einzuschüchtern oder zu prahlen.
Wenn Sie vor dem Eingang stehen, sind Sie vielleicht etwas enttäuscht - zur Stadt hin präsentiert sich der Palast ziemlich durchschnittlich. Wenn Sie dann aber hineingehen, befinden Sie sich in einem der liebenswertesten und aufregendsten Paläste Italiens.
Heute ist dort die Galleria Nazionale delle Marche untergebracht, eine bemerkenswerte Gemäldesammlung, darunter eines der schönsten und rätselhaftesten Bilder der Welt, Die Geißelung von Piero della Francesca. Es gibt noch viele andere großartige Bilder zu sehen, z. B. Pieros Madonna di Senigallia, fast schon ein Interieur von Vermeer, Raffaellos La Muta, Die Stumme, das Portrait einer unbekannten Adligen, die so schaut, als ob sie sehr wohl sprechen könnte, wenn sie wollte, und eine sehr berühmte Darstellung der idealen Stadt, von einem unbekannten Künstler gemalt (vielleicht sogar von Piero della Francesca), ein Bild, das oft von Art-Designern in Büchern über die Renaissance herangezogen wird. Der ungewöhnlichste Raum des ganzen Palastes ist das Studiolo des Herzogs. Sein winziges Arbeitszimmer ist gänzlich mit kunstvolll ausgeführten Trompe l'oil Intarsienarbeiten ausgekleidet, einige davon nach Motiven von Botticelli.
Um einen Eindruck davon zu bekommen, wie komplex die Organisationsstruktur des Palasthaushalts war, sollten Sie sich das ausgedehnte Labyrinth von Vorratsräumen,Küchen, Wäschereien, Ställen und sogar Kühlanlagen in den sotterranei oder Kellergeschoß anschauen. Hinter dem großartigen Entwurf dieses Renaissancesitzes ohne jegliche Befestigungsanlage stehrt nicht das Genie eines einzigen Architekten, obwohl vieles auf Luciano Laurana und Francesco di Giorgio Martini zurückgeht. Das Ganze muß man wohl eher als Summe von Herzog Federicos aufgeklärt fortschrittlicher Schirmherrschaft verstehen.
Vom ganz frühen römischen Urbinum Metaurense sind nur wenige Spuren geblieben; einige davon sind zu sehen in der umfangreichen Sammlung alter Steininschriften im Archäologischen Museum im Erdgeschoß des Herzogspalastes. Nahezu ganz Urbino, zumindest innerhalb der Stadtmauern, geht zurück auf das 15. und 16. Jahrhundert. Der Geist  von Federico würde sich auch heute nicht verirren im Gewirr der rosafarbenen Ziegelgassen.

Macerata
Weltbekannt für ihr jährliches Open-air-Opernfestival lohnt der Besuch dieser liebenswerten Stadt doch auch aus anderen Gründen. Im Juli zum Festival kommt ein internationales Publikum nach Macerata ins 7000 Plätze fassende Sferisterio, einer riesigen neoklassischen Arena, die in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts auf private Initiative hin gebaut wurde.
Bevor Sie ohnmächtig dahinsinken beim Anhören einer Verdi-Arie, denken Sie ganz schnell daran, daß diese Arena ursprünglich als Stadion für pallone (italienischer Fußball ) errichtet wurde. Das Zentrum von Macerata strahlt gemessene Würde aus, passend zu dem soliden, nicht aufdringlich gezeigten Wohlstand der Stadt. Es wurde fast gänzlich zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert erbaut. Architektonisch am interessantesten sind die zweistöckigen Renaissancearkaden der Loggia dei Mercanti auf der zentralen Piazza della Libertà.
Die schönsten Stadtpaläste liegen entlang des Corso Matteotti, das ist die Straße, die bei der Loggia von der Piazza wegführt. Der Corso della Repubblica hingegen führt auf die Piazza Vittorio Veneto, wo sich die Städtische Kunstgalerie und das Museum befinden, mit einem Sammelsurium von Werken von Malern aus Umbrien und den Marken; am wichtigsten ist die Madonna mit Kind von Carlo Crivelli.
Wenn Sie noch Zeit haben, schauen Sie sich doch die schönen Kutschen im Museo delle Carozze an, oder frischen Sie Ihre Kenntnisse der italienischen Geschichte des 20. Jahrhunderts auf in einem Museum, daß der Einigung Italiens und dem Widerstand im 2. Weltkrieg gewidmet ist, übrigens eines der besten seiner Art in ganz Italien. Es befindet sich im gleichen Palazzo wie die Gemäldegalerie Osimo beherrscht umgeben von seiner imposanten Stadtmauer von einem Hügel aus die Täler des Musone und des Aspio. Vom Park in der Via Saffi aus hat man ein schlechthin atemberaubendes Panorama. Hier verliert sich der Blick des Reisenden in der vom Dichter Leopardi beschriebenen Unendlichkeit: er reicht von der Adriaküste bis hin zum Apennin, vom Gran Sasso über die Monti Sibillini bis nach San Marino. Eine geschichtsträchtige Stadt mit über die Jahrtausende hinweg wechselnden Völkern, von den ersten Ansiedelungen der Picener bis hin zur blühenden römischen Kolonie AUXIMUM, von den Goten über das Zeitalter der Gemeinden und bis hin zur Zugehörigkeit von Osimo zum Kirchstaat bis zur Einheit Italien.
Jeder Winkel und jedes Bauwerk der Altstadt erzählt von Ereignissen, die mit diesem geschichtlichen Erbe in Verbindung stehen: von den berühmten Stadtmauern, über die Fonte Magna bis hin zu dem römischen Statuen ohne Kopf, die Osimo den Namen "Stadt ohne Kopf" verliehen, bis hin zu den wichtigen Kirchenbauten, unter denen die Kathedrale San Leopardo in romanische-gotischem Stil besonders hervorsticht: sehenswert sind die Krypta aus dem 12. Jhdt. und das Baptisterium.
Eine lange Strandpromenade mit Fußgängerzone endet in der Altstadt mit bunten eng aneinander liegenden Häusern, die an das antike Fischerdorf Porto Recanati erinnern.

Ancona
Hauptstadt der Region, 102.500 Einwohner, verdankt ihren Namen dem griechischen Begriff “ankon”, Bogen, der die tiefe Hafenbucht bezeichnet, die einzige natürliche Bucht längs der Küste zwischen Venedig und Bari.
Vom Hafen, dem Mittelpunkt der Wirtschaft der Stadt seit der griechischen Epoche, hat sich Ancona bergauf zum Colle Guasco ausgedehnt, heute vom Dom San Ciriaco gekrönt, der sich über einem Venus geweihten Tempel erhebt (dessen Überreste heute noch im unterirdischen Gewölbe der heutigen Kirche zu sehen sind), und eine außergewöhnliche romanische Konstruktion aus weißem und rosafarbenem Stein des Conero ist.
Zahlreiche Sehenswürdigkeiten, die eine Besichtigung verdienen, darunter der Palazzo degli Anziani und die Loggia dei Mercanti (die Mittelpunkte der alten politischen und kaufmännischen Macht); die Chiesa del Gesù (mit schöner krummliniger Fassade von Vanvitelli); die würdevolle San Francesco alle Scale (der eine imposante Treppe und ein prachtvolles gotisches Portal voran geht und in der eine herrliche Himmelfahrt von Lorenzo Lotto aufbewahrt wird); die Chiesa di San Domenico aus dem 18. Jhr. (Kirche, die den großartigen Piazza del Plebiscito schließt), in der eine Kreuzigung von Tizian und eine Verkündigung von Guercino zu sehen sind; die Chiesa di Santa Maria della Piazza, ein romanisches Meisterwerk; die Pinacoteca Podesti im Palazzo Bosdari (hier sind die Meisterwerke von Crivelli “Madonna mit Kind”, “Die unbefleckte Empfängnis” und “ Hl. Palazia” von Guercino, das “ Altarbild Gozzi” von Tizian und eine Abteilung für Moderne Kunst untergebracht) und schließlich das Museo Nazionale delle Marche.
Ascoli Piceno ist die bedeutendste Stadt der Südmarken, eine anziehende Stadt, gut beschrieben in einer Werbebroschüre: Kennenlernen kann man Ascoli Piceno an einem einzigen Tag, vergessen wird man es nie mehr. Abgesehen vom wirklich atemberaubend schönen Hauptplatz hat es weitere einzigartige Sehenswürdigkeiten, die selbst den abgebrühtesten Touristen nicht unbeeindruckt lassen. Die Stadt ist mit 50.000 Einwohnern relativ groß, das historische Zentrum kann man aber trotzdem leicht zu Fuß erkunden.
Beginnen Sie Ihren Gang auf der Piazza del Populo, dem verkehrsfreien, mit Travertin gepflasterten Hauptplatz. Dieser wohlproportionierte Treffpunkt im Freien ist mit Sicherheit einer der elegantesten Plätze Italiens. Eine Seite des Platzes wird geprägt durch den wunderschönen Palazzo del Populo aus dem 13, Jahrhundert, bewacht von einer monumentalen Statue von Papst Paul III. Schauen Sie sich innen den Hof mit den Arkaden an.
Eine Seite der Piazza nimmt die große gotische Kirche San Francesco ein, innen wie außen ein schlichtes, aber schönes Gebäude. Es gibt noch einen wichtigen Platz, die Piazza Arringo, die fast so beeindruckend ist wie ihre große Schwester. Sie wird flankiert vom Dom und dem Rathaus oder Palazzo Comunale. Innen befindet sich die Pinacoteca Civica, Ascolis Kunstgalerie.Was es dort zu sehen gibt,  ist ein Sammelsurium von Dingen, die schlechteren Werke von besseren Künstlern und die besseren Werke von schlechten Künstlern.
Das beste ist noch ein Pluviale von Papst Nikolaus IV aus dem 13. Jahrhundert, eine schöne Stickerei aus England. Im Dom lohnt sich ein Blick auf das farbenfrohe Polyptychon mit Madonna und Heiligen von Carlo Crivelli.


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